Unser Wort zum Sonntag

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch.
Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur;
das alte ist vergangen, siehe Neues ist geworden. (2. Korinther 5,7)
„Jubilate“ heißt der heutige Sonntag, d.h. jubelt. „Jauchzt alle Lande“, so beginnt der Psalm 66. Wer wollte da in der österlichen Freudenzeit nicht einstimmen, seine Stimme erheben und fröhlich Gott loben?!
Aber das fällt uns schwer angesichts von Kriegen, Klimakrise und Zukunftssorgen. Die erwachende Natur steht oftmals im Kontrast zu unserem Erleben. Draußen grünt und sprießt es. Die Natur explodiert förmlich, und wir sind skeptisch, ob wir dem Erblühen trauen dürfen. Da passt es gut, dass uns am heutigen Sonntag die Verse aus dem 2. Korintherbrief 4,16-18 gesagt sind. Der Apostel Paulus schreibt hier gegen Müdigkeit und Trübsal an:
Wir werden nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch zerfällt, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert. Denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit, uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, ist zeitlich; Was aber unsichtbar ist, das ist ewig.
Es klingt beinahe so, als spräche Paulus hier vom Alter. Was jungen Menschen fern liegt, ist älteren deutlich: Augen und Ohren werden schwächer, die Knie zittrig, manch ein Gebrechen stellt sich ein. Mir sagte eine ältere Frau: Ich bin schon dankbar, wenn ich morgens aufwache und mir nichts weh tut.
Auf der anderen Seite gibt es großartige medizinische Errungenschaften, die die Zeichen des Alters ausgleichen können. Und wir sprechen häufig davon: Dass man so jung ist, wie man sich fühlt.
Mir fällt auf, dass heute oft vom gefühlten Alter die Rede ist. Im Wetterbericht manchmal auch von der gefühlten Temperatur, in der Wirtschaft von der gefühlten Teuerungsrate. Das ist doch eigenartig. Man kann es genau nachrechnen. Wir wissen genau, wie alt wir sind. Und dennoch behaupten wir: „Ich fühle mich noch nicht so alt!“ Wir können aufs Thermometer schauen. Da steht 13 Grad. Und dennoch sagen wir: „Ist das heute kalt“, weil ein kalter Wind uns durchpustet. Gefühlte Temperatur höchstens 8 Grad.
Es ist bemerkenswert, dass wir neben den messbaren Tatsachen, die unabweisbar sind, eine andere Wirklichkeit anerkennen, die sich der strengen Kontrollierbarkeit entzieht: Während ich sage: gefühlte Temperatur 8 Grad, sagt vielleicht mein Nachbar: Also ich bin für mindestens 10 Grad. Neben den objektiven Tatsachen, gibt es das subjektive Empfinden, die Welt meiner Erfahrung, von der ich felsenfest überzeugt bin und wo ich mich auch nicht von abbringen lasse.
Das kann uns helfen für das Verständnis der Paulusverse: Auch hier ist von einer Tatsache die Rede, die objektiv feststeht, der aber eine Wirklichkeit zur Seite tritt, die nicht beweisbar oder messbar ist: „Wenn auch unser äußerer Mensch zerfällt, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert.“ In diesem Satz steht beides nebeneinander: Jeder Mensch altert. Das ist eine objektive Tatsache. Dass wir aber innerlich Tag für Tag erneuert werden, das ist ein Glaubenssatz, ein Satz subjektiver Überzeugung und Gewissheit.
Wie sollen wir uns das vorstellen, innerlich Tag für Tag erneuert zu werden? Sicherlich nicht als Frischzellenkur oder als Austausch verbrauchter Teile. Mit dem Inneren ist vielmehr das Wesentliche gemeint, das wir nicht verlieren können. Es macht unsere Beziehung zu Gott aus. Paulus hat hier offenbar vor Augen, dass glaubende Menschen jeden Tag an der Vergebung und an der Erneuerung des Lebens, an der neuen Schöpfung teilhaben, die Christus schenkt. Egal was passiert, auch wenn die Welt äußerlich ins Wanken gerät, so kann ich doch mit Jesus Christus im Gleichgewicht bleiben. Denn ich weiß mein Leben bei ihm geborgen.
Von Trübsal und Bedrückung ist bei Paulus die Rede. Und auch wir sagen oftmals: „Ich stehe unter Druck.“ Das gilt für Schülerinnen. Ich stehe unter Druck, sagen sie: Morgen ist eine Matheklausur. Bald sind Prüfungen, sagen Studenten. Es gibt den Druck im Berufsleben. Es gibt den finanziellen Druck; so manch einer ist bedrückt durch Sorgen um Familie und die Gesundheit.
Paulus leugnet das nicht, aber er stellt das, was Menschen empfinden, in einen größeren Horizont, der das Sichtbare überschreitet: „Denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit, uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare.“
Zu der sichtbaren Welt tritt eine unsichtbare und geglaubte Wirklichkeit. An die Stelle der gefühlten Enge tritt die geglaubte Weite. Unser Leben ist dabei ein Abbild des Lebens Christi. Ja, unser Leben ist in seines hineingezeichnet. In den Bedrückungen haben wir Anteil an seiner Versöhnung, die er vollbracht hat. Und wir gewinnen durch seine Auferstehung Anteil an der Herrlichkeit, die Gott für uns in alle Ewigkeit bereithält.
Wir tun uns oftmals auch als Christenmenschen schwer, mit dieser unsichtbaren Wirklichkeit. Wenn uns einer fragt, ob wir sie ihm zeigen können, müssen wir passen. Denn Gott als Gegenstand unseres Glaubens ist nicht beweisbar, wie wohl die allermeisten wirklich wichtigen Dinge unseres Lebens. Ich kann nicht beweisen, dass mein Leben bei Jesus Christus geborgen ist und er mich innerlich Tag für Tag erneuert. Aber ich kann diese Wirklichkeit, der ich vertraue, bezeugen. Wenn mich jemand anspricht und sagt, „Zeige mir doch Gott!“, dann kann ich antworten: „Wie ist es mit der Liebe zu deinen Kindern, kannst du sie mir zeigen und beweisen? Du kannst es nicht, und dennoch liebst du deine Kinder.“ – So ist es auch mit der Liebe Gottes. Sie ist nicht gefühlte, sondern sie ist geglaubte Wirklichkeit. Ich bin mir ihrer gewiss.
Und wenn ich mein Leben daran ausrichte, dann merke ich, dass dieses Vertrauen mich trägt, dass mein Leben in einen größeren Horizont eingezeichnet ist. Ich erfahre ganz beglückt – auch wenn alles aufgebraucht zu sein scheint – Christus schenkt mir neu Glauben und Hoffnung und ich Zuversicht gewinne für alle Aufgaben, die vor mir stehen. Amen

 

Lasst uns beten:
Lieber Vater im Himmel, bei dir finden wir Halt in den Stürmen des Lebens. Wir bitten dich, halte uns fest im Glauben, in der Liebe und in der Hoffnung.
Wir bitten für deine Kirche. Schenke ihr festen Halt, dass sie sich an deinem Wort festmacht und ihr Heil nicht in eigenmächtigen Wünschen und Zielen sucht. Schenke uns Mut und Freude daran, die Früchte unseres Glaubens in die Welt hineinzutragen.
Wir bitten für die Menschen, die in Not sind, von Armut bedroht und Hunger haben nach Brot und Gerechtigkeit. Sei besonders mit denen, die unter Krieg und Gewalt leiden. Bestärke die Mächtigen der Welt, bestärke auch uns auf dem Weg des Friedens und der Versöhnung.
Wir bitten für Menschen, die den Halt verloren haben und Orientierung suchen, dass sie jemanden haben, der ihnen beisteht. Lass sie dich finden. Sei mit den Kranken und Einsamen. Tröste die Sterbenden und Trauernden. Lass sie Beistand erfahren und sei ihnen nahe.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gibt uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Der Herr segne dich und behüte dich,
der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig,
der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen
Das sind unsere Kontaktdaten:
Marion Steffen im Büro - 03834 2263
Pastor Dr. Bernd Magedanz - 03834 8477052
Pastorin Dr. Ulrike Streckenbach - 03834 886104
Angela Jütte im Treffpunkt Kirche - 03834 883375
Nachbarschaftshilfe - 0162 7687770

Wir grüßen Sie im Namen des Kirchengemeinderates und aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an St. Marien herzlich.


Ihre Pastorin Dr. Ulrike Streckenbach und Ihr Pastor Dr. Magedanz